Jobhopping: Am Puls der Zeit oder ein gefährliches Spiel mit dem eigenen Werdegang?

Jobhopping: Am Puls der Zeit oder ein gefährliches Spiel mit dem eigenen Werdegang?

Von der Ausbildung bis zur Rente in ein und derselben Firma arbeiten? Das ist heute eher selten – ja fast schon nicht mehr vorzustellen. Unsere Arbeitswelt ist so dynamisch und schnelllebig geworden, dass berufliche Laufbahnen kaum mehr so geradlinig verlaufen, wie es in früheren Generationen üblich war. Insbesondere für jüngere Arbeitnehmende gehören mehr oder weniger häufige Jobwechsel mittlerweile einfach dazu. Doch ab wann spricht man eigentlich von Jobhopping? Und gilt es nach wie vor als No-Go oder kann Jobhopping auch die Karriere „boosten“?

Jobhopping Definition

Ein Jahr hier, ein paar Monate dort – Beschäftigte, die innerhalb eines kurzen Zeitraums Position und Unternehmen wechseln, gelten als Jobhopper:in. Aber wie kurz ist ein kurzer Zeitraum und wie viele Jobwechsel sind zu viele?

Laut einer Indeed-Studie zählen für die befragten Unternehmen diejenigen zur Kategorie Jobhopper, wenn sie insgesamt vier Jobs mit einer Beschäftigungsdauer von höchstens sieben Monaten vorweisen. 16 Monate zwischen zwei Stationen seien für die Befragten eine akzeptable Zeitspanne. Dabei wurden 2.224 Arbeitgeber in elf Ländern zum Thema „Häufige Jobwechsel von Arbeitnehmern“ befragt, 200 davon in Deutschland.

Eine offizielle Definition oder eine exakte Formel, ab wann man Arbeitnehmende als Jobhopper:in bezeichnet werden, gibt es jedoch nicht. Das liegt nach wie vor im Auge des Betrachters. Heißt: Wann Jobhopping beginnt, definiert jedes Unternehmen und jede:r Personaler:in ganz individuell für sich.

Achtung: Wer innerhalb eines Unternehmens die Abteilung wechselt oder in eine höhere Hierarchiestufe aufsteigt, wechselt zwar den Job, gilt aber nicht als Jobhopper:in.

Jobhopping – Chance oder Gefahr?

Viele Personaler:innen werten häufige Jobwechsel nach wie vor als negativ, zweifeln an der Loyalität, Zuverlässigkeit, Stressresistenz und Teamfähigkeit des Arbeitnehmenden. Wer sagt denn, dass du die Firma nicht nach kurzer Zeit gleich wieder verlässt? So gaben in der Indeed-Studie über 70 Prozent der Unternehmen an, Bewerber:innen aufgrund ihres kurzzeitigen Engagements nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu haben. Fast ein Drittel davon sortieren Jobhopper:innen sogar generell aus.

Für andere Unternehmen wiederum gelten Jobhopper:innen als aufgeschlossen, äußerst ehrgeizig und flexibel. Das zeigt die Umfrage auch: Viele Arbeitgeber haben einige positive Erfahrungen mit Jobhopper:innen gemacht. Demnach fanden 77% der befragten Unternehmen die Vielwechsler:innen förderlich für die Unternehmenskultur und 57% schätzen den Perspektivwechsel sowie das Finden neuer Ideen.

Branche, Alter und Berufserfahrung wesentliche Faktoren für Jobwechsel

Ob wechselfreudige Arbeitnehmer:innen im Unternehmen gern gesehen sind, ist dabei immer auch abhängig von der Branche. So sind häufigere Beschäftigungswechsel zum Beispiel in der IT-Branche nicht ungewöhnlich. Und wer in einem traditionellen Familienbetrieb mit drei Jobs in fünf Jahren zu flatterhaft ist, hat bei einem Start-up vielleicht gute Karten.

Aber nicht nur die Branche, auch das Alter und die Berufserfahrung beeinflussen die Häufigkeit der Sprünge zwischen den Jobs. Gerade am Anfang des Berufslebens heißt es bei vielen jungen Arbeitskräften: ausprobieren. Beim Berufseinstieg schaut man: Welche Tätigkeit passt besonders gut zu mir? Was mach ich besonders gern? Statistiken zufolge wechseln junge Arbeitnehmer in der Orientierungsphase durchschnittlich alle zwei Jahre den Job. Vor allem junge Akademiker versprechen sich dadurch einen entscheidenden Vorteil, um auf der Karriereleiter nach oben zu klettern.

Grundsätzlich und unabhängig von Branche, Alter und Qualifikation solltest du deine Jobwechsel aber immer möglichst gut und nachvollziehbar begründen. Denn: Für Personaler:innen ist es entscheidend, dass sich Bewerbende in der Zeit der Beschäftigung beruflich und persönlich weiterentwickelt haben.

Vor- und Nachteile häufiger Jobwechsel

Vorteile:

  • Mehr Geld: Das Gehalt und damit die eigene finanzielle Situation zu verbessern, ist für die meisten Arbeitnehmer:innen der Hauptgrund für häufige Jobwechsel. Die übliche Gehaltsverhandlung vor Antritt einer neuen Stelle bietet die Gelegenheit bis zu 20 Prozent mehr Lohn abzustauben. Natürlich immer abhängig von Position und Branche. Weiterer Pluspunkt: Neben einer Gehaltserhöhung können auch flexiblere Arbeitszeiten oder andere Benefits erreicht werden.
  • Mehr Erfahrung: Durch das Arbeiten in verschiedenen Unternehmen und Branchen hast duein breites Spektrum an Praxiswissen und Berufserfahrung und kennst beispielsweise verschiedene Arten von Software, Buchhaltungsplattformen, Jobverantwortung oder Kunden. Du beweist Kreativität und kannst aufgrund vielfältiger Branchenkenntnisse Sachverhalte aus verschiedenen Blickwinkeln erfassen und rasch beurteilen.
  • Großes Netzwerk: Als Jobhopper:in pflegst du jede Menge Bekanntschaften in verschiedenen Unternehmen und profitierst dabei von einem breiten beruflichen Netzwerk.
  • Selbstverwirklichung: Mehr Verantwortung, gute Entwicklungsperspektiven, den Horizont erweitern und neue Herausforderungen statt alter Routine: Mit einem Jobwechsel kannst du dich kontinuierlich persönlich wie fachlich weiterentwickeln, statt jahrelang auf der Stelle zu treten. Gerade jüngere Generationen möchten einen Job, der ihnen liegt, Spaß macht und mit ihren Werten und Vorstellungen einhergeht. Dafür sind sie eher bereit, häufiger den Job zu wechseln.
  • Anpassungsfähig und lernwillig: Häufige Berufswechsel führen dazu, dass du als mutig, lernwillig, ehrgeizig und aufgeschlossen angesehen werden kannst. Schließlich musst du dich ständig an neue Gegebenheiten anpassen und permanent neue Kompetenzen erlernen, um im jeweiligen Arbeitsumfeld bestehen zu können. Jobhopping geht somit auch mit einer schnellen Auffassungsgabe und einem hohen Maß an Flexibilität einher.

Nachteile:

  • Ruf als Drückeberger: Manche Personaler:innen interpretieren die schnellen Jobwechsel als Zeichen von fehlender Ausdauer und Durchhaltevermögen. Wirfst du immer gleich das Handtuch, wenn Herausforderungen anstehen? Oder bist du vielleicht in menschlicher Hinsicht eher ein schwieriger Kandidat, der sich nicht gut ins Team integrieren kann? Solche Vermutungen können dafür sorgen, dass Jobhopper:innen gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden.
  • Aufstiegschancen abschlagen: Um die Karriereleiter nach oben zu klettern, musst du dich beweisen, Projekte abschließen und Erfolge verbuchen. Und das funktioniert in der Regel nur, wenn du über einen längeren Zeitraum bei einem Arbeitgeber bleibst. Eine Führungsposition musst du dir für gewöhnlich erarbeiten. Auch die Aneignung und Erweiterung von (branchenspezifischen) Fachwissen braucht Zeit. Den Umgang mit speziellen Software-Programmen, wie etwa SAP, lernt man nicht mal eben.
  • Fluktuationsrisiko: Aus Sicht des Unternehmens besteht das Risiko, dass du bereits nach ein paar wenigen Monaten oder Jahren das Unternehmen wieder verlässt. Für den Arbeitgeber sind damit hohe Kosten und großer Aufwand verbunden. Klar, dass da zweimal überlegt wird, ob du für den Job in Frage kommst.
  • Kündigung durch den Arbeitgeber? Bei Personalverantwortlichen kommt zudem automatisch die Frage auf, ob deine bisherigen Beschäftigungsverhältnisse stets ein positives Ende gefunden haben…

Jobwechsel im Lebenslauf richtig darstellen

Zu viele berufliche Stationen können Bewerbende bei der Jobsuche auf die Füße fallen. Damit Personalverantwortliche deine Bewerbung nicht gleich abwinken, solltest du die häufigen Wechsel nicht in den Fokus rücken. Fasse ähnliche, für die Wunschposition relevante Stationen zusammen und führe in Stichpunkten deine Tätigkeiten und konkreten Erfolge auf. Sehr kurze Beschäftigungen, die für den neuen Job nicht von Bedeutung sind, kannst du getrost aus deinem Lebenslauf streichen.

Vor allem dann, wenn du für den Jobwechsel nicht verantwortlich bist – etwa wegen betriebsbedingter Kündigungen aufgrund von Insolvenz oder Umstrukturierungen bei deinem Ex-Arbeitgeber, solltest du das im Lebenslauf vermerken.

Die wichtigen Stationen sollten im besten Falle wie ein roter Faden auf die angestrebte Position hindeuten. Es sollte erkennbar sein, dass du – trotz häufiger Jobwechsel – Erfolge vorweisen kannst und dich weiterentwickelt hast.

Lies auch: Die ultimative Schritt-für-Schritt-Anleitung für den perfekten Lebenslauf

Jobhopping: Eine gute Argumentation ist entscheidend

Generell gilt: Jobhopping ist ein Balanceakt. Planlos wirkende Lebensläufe machen bei potenziellen Arbeitgebern keinen positiven Eindruck. Schließlich wollen sie nicht bloß der nächste Zwischenstopp in deiner beruflichen Laufbahn sein.

Trotzdem solltest du Jobhopping keinesfalls als einen Makel in deinem Lebenslauf erachten und gegenüber neuen Unternehmen aufgeschlossen damit umgehen. Vor diesem Hintergrund ist es also umso wichtiger, dass du dich als Bewerber:in gut auf die anstehenden Vorstellungsgespräche vorbereitest und deine Wechsel gut erklären bzw. argumentieren kannst. Wenn du zeigst, dass du in den vorherigen Jobs Wertvolles geleistet und gelernt hast und deutlich wird, dass du mit den Wechseln bestimmt Ziele verfolgst, brauchst du dir um deine Karriere keine Sorgen zu machen.

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07. November 2022 07.11.22
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