Gehaltsvorstellung in der Bewerbung: Kenne deinen Marktwert

Gehaltsvorstellung in der Bewerbung: Kenne deinen Marktwert

„Bewerben Sie sich unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung und frühestmöglichem Eintrittstermin.“ So oder ähnlich steht es heute unter fast jeder Stellenausschreibung. Wenn eine Gehaltsangabe gefordert ist, dann solltest du in der Bewerbung dazu auch Stellung nehmen. Aber wie geht’s richtig? Wann verkaufe ich mich unter Wert und wann pokere ich zu hoch? Und wie formuliere ich meinen Gehaltswunsch im Anschreiben?

Mit den folgende fünf Hinweisen findest du heraus, welches Gehalt für welche Position angemessen ist.

1. Woher weiß ich, was ich wert bin?

Besonders Berufseinsteiger:innen oder Quereinsteiger:innen in andere Branchen fällt es schwer, ein Gefühl für das realistische Gehalt bestimmter Zielpositionen zu bekommen. Aber Dank des Internets sind diese Informationen nur wenige Klicks entfernt.

  • Gehaltsrechner: Die Gehaltsrechner von Gehalt.de oder Glassdoor ermitteln auf Basis deiner Angaben zu Bildungsabschluss, Stellenbezeichnung, Region, Verantwortungsbereich und weiterer Faktoren eine durchschnittliche Gehaltsspanne, die ein aktuelles Bild über Gehaltsniveaus vermittelt. Die Gehaltsrechner sind kostenlos, du musst dich lediglich mit deiner E-Mail-Adresse registrieren.
  • Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit: Mit dem Entgeltatlas bietet die Bundesagentur für Arbeit eine Gehaltsdatenbank mit Suchfunktion nach Berufsbezeichnungen, Unterteilung nach Bundesländern, Altersgruppen und Geschlecht an.
  • Tarif-Tabellen Gewerkschaften: Für viele Berufe und Branchen gelten Tarifverträge, die zwischen Gewerkschaften und Branchenverbänden festgelegt wurden. Wenn deine Stelle nach Tarif bezahlt wird, kannst du genau sehen, in welche Gehaltsgruppe du entsprechend deiner Qualifikationen und deines Berufsprofils passt. Hier sparst du dir auch den Gehaltspoker, denn die Tariflisten sind eindeutig. Handelt die Arbeitnehmervertretung mehr Geld aus, steigt dein Gehalt automatisch. Bei Ausschreibungen im öffentlichen Dienst ist die Tarif-/Entgeltgruppe in der Stellenausschreibung in der Regel bereits aufgeführt.
  • Eigenes Netzwerk: Am verlässlichsten sind natürlich Aussagen von Menschen mit vergleichbarem Werdegang, die in ähnlichen Jobs arbeiten. Sie sind die perfekte Anlaufstelle, um mehr über realistische Gehaltsvorstellungen zu erfahren.
    Zudem spricht nichts dagegen, Kontakt mit Freunden oder Ex-Kollegen über berufliche Netzwerke wie z. B. Xing aufzunehmen, die sich in puncto Gehalt in deinem Wunschjob auskennen.

Faktoren, die das Gehalt beeinflussen

Gehälter sind nicht nur abhängig von eigenen Qualifikationen. Vergleichbare Jobs oder Positionen können unter bestimmten Umständen stark variieren. Einfluss haben zum Beispiel:

  • Unternehmensgröße und Branche: In großen Unternehmen und Konzernen sind Gehälter oft deutlich höher. Zudem werden die gleichen Positionen in verschiedenen Branchen unterschiedlich bezahlt. So verdienen Arbeitnehmende in der Pharma- oder der Automobilindustrie deutlich besser als in der Gastronomie.
  • Qualifikation, Berufserfahrung und Verantwortung: Berufseinsteiger:innen verdienen weniger als Fach- und Führungskräfte. Hinzu kommt: Je besser eine Person ausgebildet ist – im Idealfall auch noch spezialisiert – desto wahrscheinlicher ist ein höheres Gehalt. Und auch wer Verantwortung übernimmt, etwa im Bereich Budget- oder Personal, bekommt in der Regel höheres Gehalt.
  • Standort des Arbeitgebers: Es spielt (leider immer noch) eine Rolle, ob Arbeitnehmende auf dem Land oder in der Stadt wohnen. So wird in Ballungsräumen häufig mehr gezahlt als auf dem Land. Und auch die Himmelsrichtung ist ausschlaggebend. Laut einer Studie werden in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern durchschnittlich die höchsten Bruttojahresgehälter gezahlt. Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg liegen deutlich (bis zu 15.000 €) am Ende des Rankings.

Dein Wunschgehalt – Eigene Meinung einbeziehen

Wichtig für deinen Gehaltswunsch in der Bewerbung ist natürlich auch deine eigene Meinung als Bewerberin oder Bewerber. Was ist beispielsweise deine Motivation und dein Ziel des Jobwechsels? Machst du ähnliche Aufgaben wie bisher oder gehst du einen Schritt höher auf der Karriereleiter? Wechselst du die Branche oder machst du vielleicht etwas ganz anderes und versuchst dich als Quereinsteiger:in?

Während bei einem Jobwechsel in derselben Position eine Gehaltssteigerung von fünf bis zehn Prozent drin ist, kann ein weiterer Schritt auf der Karrierestufe auch deutlich mehr Gehalt bedeuten. Was ist aus deiner Sicht ein gutes Gehalt, das du mit dem Wechsel realisieren möchtest und deinen Qualifikationen angemessen ist?

Vergleiche deine persönliche Gehaltsvorstellung immer mit den Informationen, die du in externen Quellen gefunden hast. Bestimme daraus einen Wert, von dem du glaubst, dass er bezogen auf den Job und das Unternehmen realistisch ist. Neben diesem Wunschgehalt solltest du dir auch immer deine persönliche „Schmerzgrenze“ setzen, also welches Gehalt du auf keinen Fall unterschreiten möchtest. Spätestens für das Vorstellungsgespräch solltest du dir hierzu Gedanken gemacht und Argumente zurecht gelegt haben.

4. Gehaltsvorstellung in der Bewerbung: Wie formulieren?

Üblicherweise steht dein Gehaltswunsch am Ende des Anschreibens vor der Grußformel. In Bewerbungsformularen gibt es oftmals ein extra Feld dafür. Beziffere deine zukünftige Gehaltsvorstellung als Bruttogehalt pro Jahr. Mit „Meine Gehaltsvorstellung liegt bei Euro brutto pro Jahr machst du nichts falsch.

Alternativ kannst du auch eine Gehaltsspanne angeben: „Meine Gehaltsvorstellung bewegt sich zwischen 26.000 und 30.000 Euro (brutto) jährlich.“ Aber Vorsicht: Bei der Gehaltsverhandlung wird der/die Personalverantwortliche sehr wahrscheinlich bei deiner „Schmerzgrenze“, also der niedrigeren Summe, ansetzen. Hier ist also umso mehr Verhandlungsgeschick gefragt. Im Zweifel lieber etwas höher pokern, um später in den Gesprächen mehr Spielraum zu haben.

Fazit: Recherche ist die halbe Miete

Vielen Bewerbern ist nicht bewusst, warum sie ihren Gehaltswunsch im Anschreiben oder online im Bewerbungsformular angeben sollen. Was steckt dahinter? Arbeitgeber:innen möchten mit der Frage nach dem Gehaltswunsch erkennen, ob die Bewerber:innen ihre eigenen Kompetenzen gut einschätzen können und den Markt kennen. Wichtig: Es ist noch keine Gehaltsverhandlung.

Vor allem als Berufseinsteiger:in oder Quereinsteiger:in ist die richtige Antwort auf die Gehaltsfrage nicht einfach. Dabei ist es gerade am Anfang der Karriere besonders wichtig, über Gehaltsrahmen und Verdienstmöglichkeiten Bescheid zu wissen. Zum Glück gibt es heute genügend Plattformen, die einen guten Überblick über Gehaltsniveaus verschiedener Berufe geben – ohne, dass dabei die eigene Einschätzung deiner Fähigkeiten zu kurz kommen sollte.


27. Juni 2022 27.06.22
Neue Blogbeiträge bequem per E-Mail lesen:
×